Urlaub mit Teenagern: das perfekte Zwischendrin

Es ist noch nicht sonderlich lang her, da waren meine Sommerferien vor allem eines: die Verlängerung des Alltags unter erschwerten Bedingungen. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich habe jede Menge rührende Erinnerungen an die Urlaube, die wir mit unseren damals noch taufrischen Kindern gemacht haben.

Speckige Füßchen im Ostseesand, leuchtende Kleinkinderaugen beim Anblick eines verwitterten Kunstoffdinos in einem Freizeitpark, Hotelbesitzerinnen, die ihre anderen Gäste vernachlässigten. Weil sie erstmal unser Baby zum Lächeln bringen wollten, das uns beim Frühstück in der Tragschale Gesellschaft leistete.

Aber es gab eben auch die andere Seite: qualvoll frühes Aufstehen, weil unser Sohn als Kleinkind gegen fünf die Nacht für beendet erklärte und unbedingt im Morgengrauen Kühe gucken wollte. Horror-Autofahrten mit Hase Felix in Dauerschleife und Übelkeit, die mit Glück erst auf dem Autobahnparkplatz richtig ausbrach, mit Pech vorher.

Urlaub mit Kindern

Coole Cocktails statt Fläschchen: Urlaub mit Teenagern bringt mehr Spaß (c) Verena Carl

Und dann das Freizeitprogramm: Nicht nur ein, sondern gefühlte 25 Dinoparks, Streichelzoos, überteuerte Pony-Reitrunden, Freilichtmuseen, 50-Cent-Automatenflugzeuge in Fußgängerzonen. Stets mit Seitenblick auf die Uhr, weil mindestens eines unserer Kinder extrem unleidlich werden konnte, wenn es seinen Nachmittagsschlaf nicht auch im Urlaub mit preußischer Pünktlichkeit bekam.

Das andere wollte dafür abends nicht vor zehn ins Bett. Urlaub mit Kleinkindern war das totale Kontrastprogramm zu allem, was ich früher im Urlaub so erlebt habe: durchgewachte Morgen statt durchgemachter Nächte, Gläschenreste statt Essen gehen, Wilde Maus statt Kunstmuseum. Manchmal fühlte ich mich weniger als Mutter denn als Animateurin. Der Kindsvater nicht minder. Beim Kühegucken im Morgengrauen wechselten wir uns knallhart ab. Uff.

Urlaub mit Teenagern

Kultur statt Kühe: Das griechische Theater von Epidauros gehört zu den schönsten antiken Stätten des Peleponnes (c) Verena Carl

Urlaub mit Teenagern: endlich Schluss mit Dinos und Automatenflugzeugen!

Was für ein Unterschied zu der Art von Ferien, die wir mittlerweile mit unseren Ex-Speckfüßchen verbringen! Urlaub mit Teenagern (jedenfalls kurz davor) ist vor allem eines: ein großer Spaß. Das dachte ich vorletzte Woche, als ich nach drei Tagen in Athen an einem griechischen Strand auf einer Gratis-Sonnenliege („It’s free if you order a drink at the beach club“) zwischen Mann und Kindern vor mich hinträumte. Um mich herum eine halbwegs kühle Brise, vor mir das tiefblaue Mittelmeer. Sohn lesend, Tochter am Handy beim Verfassen irgend einer obskuren Fan Fiction für einen Youtube-Kanal.

Was für ein Luxus, dachte ich: nicht alle fünf Minuten aufspringen müssen, um mit einem winzigen Gießkännchen Wasser zu holen oder mit dem Ankerförmchen Sandkuchen zu backen! Keine Stinkewindel, die man auf dem Fußboden eines schlecht ausgestatteten Cafés wechseln muss! Kein Mittagsschlafzwang, sondern eher ein Nickerchen für mich!

Urlaub mit Teenagern

Blütezeit für Familien: Urlaub mit Teenagern heißt Schluss mit Kinderteller  (c) Verena Carl

Und das Beste: Unsere Strandliegerei in dem sehr griechischen Urlaubsort Paralio Astros war nur die halbe Miete. Jeden zweiten Tag dafür ein Ausflug in der Art, wie Dierk und ich Urlaub gemacht haben, ehe die Kinder kamen: zum 4000 Jahre alten Löwentor nach Mykene, ins Museum von Korinth, in ein Bergkloster oder zum Stadtbummel nach Nauplion. Wo man auch schon nachmittags in coolen Bars abhängen kann – siehe Foto oben – , mit Colatrinkenden Kindern. Keine Dinos, keine Streichelzoos, keine Automatenflugzeuge, keine Kühe im Morgengrauen. Als 40-something mit Pre-Teen-Kindern ist unsere ganze Familie im perfekten Alter für  gemeinsamen Urlaub: endlich haben alle was davon!

Urlaub mit Teenagern

Entspannte Mama: Verena beim Abhängen (c) Verena Carl

Das wird auch wieder anders, und das weiß ich. Nicht erst seit dem Abend, an dem wir selig mit zwei kalten Mythos-Bieren (die Marke heißt wirklich so!) in der Strandbar saßen. Da spielten die Kinder nur so lange gemeinsam zwischen den leeren Strandliegen, bis plötzlich ein Up-tempo-Remix eines alten Sommerhits aus den Boxen kam und Helen, 11, selbstvergessen zu Chris Reas Urlaubsromanzensong „On the beach“ tanzte. Da dachte ich: noch ein, zwei, maximal drei Jahre, da hat sie eine völlig andere Vorstellung von Urlaub als wir, mit Disco am Abend und Dösen bis Mittag, und schnaubt nur noch verächtlich, wenn wir ihr mit der mykenischen oder minoischen Kultur kommen.

Urlaub mit Teenagern

Frischer Fisch! Mittlerweile können wir alle griechische Großbuchstaben lesen (c) Verena Carl

Was ja völlig okay ist, denn auf Urlaub mit halb Erwachsenen habe ich wenig Lust, und kann mir so einiges vorstellen, was dann zu zweit wieder geht, wenn Helen lieber mit dem Bus an die Costa Brava will und Henri ins Fußballcamp. Und wie wohl fast alle Eltern sehen wir diesem Größerwerden mit einer Mischung aus Wehmut und Nicht-Abwarten-Können entgegen: Nicht mehr lange, dann sind wir abgemeldet. Um so schöner, wie wir gerade jetzt unsere gemeinsamen Ferien genießen können. Erinnerungen für die Zukunft, kostbar und voll griechischer Sommerwärme. Ich hoffe, Helen und Henri geht es genau so.

Urlaub mit Teenagern

Besser als Streichelzoos und Ponyreiten: Burg über dem Ort Paralio Astros (c) Verena Carl

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