Gedanken nach der denkst-Konferenz: Was ist Erfolg?

Premiere in Nürnberg! Mein erster Auftritt als Speakerin. Und gleichzeitig war es auch die erste “denkst” – die erste Familienbloggerkonferenz im Süden des Landes. Über hundert online schreibende Mütter und Väter waren angereist, oft mit Kindern. Es ging um Begegnungen, um Austausch und auch um das gemeinsame Lernen. Es waren sehr erfolgreiche Blogger da, die schon lange in der Internetwelt zu Hause sind und junge Eltern, die gerade erst anfangen zu bloggen. “Familienblogger kann jeder werden, Man braucht nur einen Rechner, Internet und idealerweise mindestens ein Kind”, erklärte Kai Bösel, einer der Köpfe von “Daddylicious” und Inhaber der Agentur “Boomblogs”. In den Vorträgen ging es um das Bild der Kindheit und Bilder von Kindern im Netz, um raffinierte Bento-Boxen , die politische Relevanz und das Image von Elternblogs. Aber ganz viel auch um Erfolg. Das jedenfalls war kurz nach der Konferenz viel zu lesen. Mich hat das ein wenig traurig gemacht, denn so wurde ein Thema der Konferenz plötzlich komisch dargestellt, wurde zur Diskussion “Hobbyautoren” vgegen “Profis”. Zwei Lager, zwei Sichtweisen. Das wird diesem Tag, der für mich so voller  kreativem Austausch war, gar nicht gerecht.

Ganz schon voll - (c) Mira Mondstein

Ganz schon voll – (c) Mira Mondstein

Eine Geschichte über das Geschichten erzählen

Ich erzähle gern. Und ich erzähle gern Geschichten. Und darüber sollte ich berichten in meinem Vortrag: “Storytelling – wie erzähle ich meine Geschichte.” Zeitgleich fand in einem anderen Raum “Erfolgreich bloggen” statt. Die Teilnehmer konnten wählen zwischen einem Workshop zu Windeln, Kaffeetrinken und zwei Vorträgen. In meinem Vortrag waren rund dreißig Zuhörerinnen und Zuhörer. Und ich glaube, er war erfolgreich. Gut, ich habe vorher etwas Sorge gehabt, dass die Powerpoint-Präsentation blöd aussieht, aber ich habe eingeladen an mein Lagerfeuer. Denn genau das ist, das Online-Erzählen auch. Ein wenig wie das Erzählen an einem Lagerfeuer am Strand. Es gibt ziemlich viele dieser Lagerfeuer. Da sind die riesigen Feuer mit den bekannten Erzählern. Einige lauschen ihnen, weil die Inhalte der Geschichten spannend finden. Oder weil die Erzähler schillernde Persönlichkeiten sind. Oder einfach wunderschön erzählen. Einige Zuhörer bleiben auch aus Gewohnheit sitzen. Dann sind da auch noch die vielen kleinen und mittleren Feuer, es werden immer mehr.

Doch welcher Geschichtenerzähler ist erfolgreich? Der mit dem größten Feuer und der lautesten Stimme, dem seine Zuhörer viel Holz und viel Kohle bringen? Und die Erzählerin mit dem kleinem bläulichem Feuer, die mit zarter Stimme eine feine Geschichte spinnt, die auch Zuhörerinnen in ihren Bann zieht? Oder der Erzähler, der ein sehr eigenwilliges Feuer hat, das nicht wirklich wärmt und ohne Publikum einen langen Monolog führt?

Ein Feuer mit Funkenflug (c) S. Plagge

Ein Feuer mit Funkenflug (c) S. Plagge

Was ist eigentlich Erfolg?

Wer die Geschichtenerzähler fragt, wird hören, dass jeder von ihnen gern Zuhörer möchte. Und ein schönes Feuer. Einiges über das Erzählen und das Feuermachen kann gelernt werden. Aber wer genau bestimmt, was erfolgreich bedeutet? Vielleicht ist es für den einen oder die andere das schönste Feuer. Die buntesten Flammen. Oder besonders viel geschenkte Kohle. Andere sind glücklich, wenn ihre Geschichte gefallen oder aber sie möchten sie einfach loswerden und das auch im kleinen Kreis. Das alles kann Erfolg sein. Alle Erzähler können Zuhörer finden – aber nicht jeder kann oder will ein großes Feuer haben. Und es nützt auch wenig, den Erzählstil eines anderen übernehmen zu wollen. Zurück zum Bloggen: Es gibt Blogger, die professionell Geld verdienen mit ihrem Blog, andere, die einfach gern ein wenig schreiben wollen und viele, die gern Aufmerksamkeit möchten und sich freuen, wenn ihre Beiträge gelesen werden. Ein Erfolg muss nicht in Geld gerechnet werden. Auch ein Lob von Leserinnen und Lesern, das Gefühl gemeinsam etwas zu Schaffen, für eine Gruppe (zum Beispiel 40-somethings) zu sprechen, auch das ist Erfolg. Das gilt so nicht nur für Blogger. Auch sonst. Wer ist erfolgreich im Job? Der Mann, der sich jeden Morgen lustlos zur Arbeit schleppt, die Arbeit hasst aber gut bezahlt wird? Oder die Frau, die ihren Beruf liebt, weil er so abwechslungsreich ist, die an fast jedem Tag gern aus dem Bett kommt, weil sie sich auf den Schreibtisch freut, aber weniger verdient?

Staunen über die eigene Präsentation .. (c) Mira Mondstein

Staunen über die eigene Präsentation .. (c) Mira Mondstein

Erfolg – als Speakerin

Tja. War meine Speaker-Premiere nun ein Erfolg? Ja, denn es hat mir wirklich Spaß gemacht, mein Wissen zu teilen. Es wurden viele Fragen gestellt, wir hätten fast alle Lust gehabt noch länger am Lagerfeuer zu sitzen. Viel positives Feedback gab es auch. Aber andere Vorträge waren besser besucht. Zum Beispiel der über “Erfolgreich bloggen”. Den hätte ich schon gern gehört – denn sowohl dieser Vortrag von Svenja, als auch der, in dem es um bezahlte Kooperationen ging, waren der Anlass dafür, dass einige das Gefühl hatten, sie müssten nun auch mitziehen, müssten eine bestimmte Definition von Erfolg teilen. Schade, denn ich habe es knistern gehört, auf der Konferenz, hatte das Gefühl, dass viele Funken übergesprungen waren  und fand es schade, dass die Zeit so schnell um war.  Ich hätte so viele Leute noch gern wirklich gesprochen, so viele Beiträge gehört. Das Zusammensein und den Austausch habe ich sehr genossen. Ich danke Sven und Susanne für diese tolle Konferenz. Und den vielen wunderbaren Menschen, denen ich begegnen durfte. Anna, Sophie, Sonja und Tomma für das schöne Wiedersehen.

Ich danke Melanie für den gemeinsamen Absacker, Christine für die familiäre Pizza, Rebecca, weil ich diese Powerfrau nebst knuffigem Sohn bewundere, Mia, die ich gern länger gesprochen hätte, Andrea, die für die das auch gilt, Severine für die leckere Schoki, Bea, weil sie einfach eine Marke ist, Kai, weil ich viel gelernt habe und Alu, die ich bald in Berlin wiedersehen darf. Ich habe so viele nicht erwähnt. Aber ihr seid toll.

3 Replies to “Gedanken nach der denkst-Konferenz: Was ist Erfolg?”

  1. Suse

    Liebe Silke,
    es war uns eine Ehre, Dich als Mitwirkende auf unserer Konferenz begrüßen zu dürfen!
    Lieben Dank für die Zeit, Energie und das Wissen, das Du uns geschenkt hast!
    Suse

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  2. Andrea

    Sehr schön geschrieben! Und ich hoffe wir bekommen die Chance mal wieder zu Quatschen. Dafür war nämlich leider viel zu wenig Zeit.

    Antwort
    • Silke R. Plagge Author des Beitrags

      Danke, liebe Andrea!
      Ich hoffe auch sehr, dass sich die Gelegenheit findet! Arbeiten wir dran 😉
      Alles Liebe,
      Silke

      Antwort

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