Christine Dohler: Am Ende der Sehnsucht wartet die Freiheit

Wie gehst du damit um, wenn du plötzlich vor der Frage stehst: »Soll das wirklich alles sein?« Christine Dohler, junge erfolgreiche Journalistin, sieht sich unerwartet genau damit konfrontiert. Von außen betrachtet führt sie das perfekte Leben: Sie hat einen prestigeträchtigen Job, ist gesund und umgeben von einem großen Freundeskreis. Und doch spürt sie diese Sehnsucht, dieses Gefühl, dass das Leben mehr zu bieten hat. Als ihr der Dalai Lama bei einem Besuch in Hamburg sagt, dass sie erst sich und dann die Welt verändern sollte, funkt es. Kurzerhand stürzt sie sich in ihr größtes Abenteuer. In ihrem inspirierenden, Mut machenden Buch erzählt sie von ihrer Reise um die Welt und zu sich selbst: Sie meditiert in einem Kloster in Nepal, trinkt Kakao mit einem Schamanen in Guatemala, taucht in die magische Welt des Zen ein und entdeckt dabei eine ganz neue, tiefe Verbindung zwischen Körper und Seele. Bei all ihren Reisen geht es nie um das »Aussteigen« als Flucht vor der Wirklichkeit, sondern ausschließlich um den Weg zu sich selbst, den jeder auf seine eigene, für ihn richtige Weise finden muss. Christine Dohler versteht sich als Vermittlerin zwischen altem und neuem spirituellem Wissen, ihr Buch ist das deutsche Eat. Pray. Love für eine junge Generation Sinnsuchender.

»OFT IST GLÜCK EIN FALSCHES VERSPRECHEN«

Christine, in deinem Buch berichtest du von deiner Reise zu dir selbst. Dafür warst du unter anderem in Nepal, Guatemala und auf Bali. Erzähl doch kurz, was dich vor einigen Jahren dazu gebracht hat, loszuziehen.

Bevor ich mich entschloss loszuziehen, traf ich den Dalai Lama, als er gerade zu Besuch in Deutschland war. Ich habe ihn damals gefragt, wie insbesondere Frauen die Welt verändern können. Er sagte zu mir, ich solle mit gutem Beispiel vorangehen und andere inspirieren. Als er mir später auf dem Weg zur Bühne noch einmal fest die Hand drückte, fühlte ich mich unglaublich bestärkt in meinem Wunsch, einen Beitrag zu leisten, indem ich Erfahrungen sammle und anderen davon erzähle. Es war aber vor allem ein vages Gefühl, das mich in die Welt und zur Sinnsuche getrieben hat: Die Sehnsucht, ankommen zu wollen. Wo, wusste ich nicht so genau. Ich suchte nach einer Tiefe und einem Sinn im Leben. Und ich wollte, dass das Leben gefühlt noch mehr beginnt und mir erfüllter erscheint.

Christine Dohler Am Ende der Sehnsucht wartet die Freiheit

Christine Dohler in Aufbruchstimmung. Das Ziel: Glück und Gelassenheit Foto: ©Sebastian Fuchs Fotografie

Im ersten Kapitel beschreibst du deinen zunächst ziemlich ernüchternden Aufenthalt in einem nepalesischen Kloster. Wie war das für dich, als du feststellen musstest, dass die Erleuchtung vielleicht doch nicht so einfach zu finden ist?

Zum Glück war ich nie auf die reine Erleuchtung aus. Ich stelle mir das auch ein bisschen langweilig vor, dass plötzlich alles klar ist, weil man ja am Ende angekommen ist wie der Buddha. Außerdem ist es, glaube ich, nicht einfach, dies ins alltägliche Leben zu integrieren. Ich frage, forsche und mache Erfahrungen, die mich als Mensch wachsen lassen. Das dauert das ganze Leben lang.

Gibt es einen Ort oder Moment, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

So viele! Aber sicherlich gibt es Orte, die eine besondere Kraft und Ausstrahlung haben. Das ist für mich beispielsweise San Marcos in Guatemala. Dieser winzige Ort liegt direkt an einem magischen See, der von aktiven Vulkanen umgeben ist. Schon allein dort zu sein, verändert einen. Wenn man dann noch meditiert, kommt man sicher nicht mehr als dieselbe Person nach Hause zurück. Kürzlich war ich auch wieder in dem Kloster in Nepal, wo meine Reise damals begann. Das war ein bewegender Moment für mich, als ich dort oben auf einer kleinen Mauer saß, auf Katmandu schaute und das Gefühl von innerer Ruhe verspürte.

Was hast du über dich und das Leben insgesamt auf deiner Reise gelernt und wann oder auch wie stellte sich bei dir das Gefühl ein, endlich angekommen zu sein?

Ich habe gelernt, dass man nichts festhalten kann. Alles kommt und geht. Je schneller man das und sich selbst akzeptiert, umso entspannter kann man die Wellen des Lebens surfen. Wenn man dem Leben voll vertraut und auf kleine Zeichen achtet, die einen leiten, dann kommt man immer weiter. Wichtig ist, dass man den Kontakt zu sich selbst nicht verliert.

Christine Dohler Am Ende der Sehnsucht wartet die Freiheit

Fest verankert im Leben: Christine Dohler bietet auch Meditationsworkshops an. Foto: ©Sebastian Fuchs Fotografie

Was möchtest du deinen Lesern und Leserinnen mit deinem Buch mitgeben?

Ich würde gerne Menschen inspirieren, ihren eigenen Weg zu gehen und das Leben zu leben, das sie in der Schublade horten. Ich möchte ihnen zurufen: »Geht los, der Weg findet sich im Gehen!« Man muss dafür weder komplett aussteigen noch alles ändern. Ich möchte dazu motivieren, ein authentisches und selbstbestimmtes Leben zu führen. Sich zu erlauben, anders zu sein, alle Herzensideen zu realisieren, seine Spiritualität zu leben und in den Alltag zu integrieren. Besonders Frauen will ich bestärken, ihre volle Kraft zu leben.

Und abschließend: Was bedeutet für dich Glück?

Oft ist Glück ein falsches Versprechen, weil es an etwas außerhalb von uns selbst gekoppelt ist: an den perfekten Partner, an Geld, Schokolade, Karriere oder Anerkennung. Aber davon muss man sich erst mal freimachen. Wenn dann das Gefühl von Freude einfach so im Herzen entsteht, ist das für mich ein beglückendes Gefühl, das aber auch vorbeigeht.

Christine Dohler Am Ende der Sehnsucht wartet die Freiheit

Obwohl wir uns jahrelang nicht gesehen haben: Den ersten Erscheinungstag haben wir gemeinsam gefeiert!

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