Ihr habt sie bestimmt schon vermisst! Unsere Verena. Ein Grund dafür war, dass sie wieder mal ein Buch geschrieben hat – eines, das genau wie es hier auf dem Blog passiert, die Lebenswelt der Frauen ab 40 einfängt. Immer nach dem Motto: endlich alt genug. Und nicht nur deshalb ist Verenas neues Buch “Geburstage sind noch lange kein Grund älter zu werden” (Eden Books) natürlich auch unser Buchtipp 2019! Warum sie sich hier Janna und nicht Verena nennt, findet ihr in diesem Beitrag von ihr heraus! Dieses Buch ist für alle, die eben einfach nicht genug bekommen von ihren klugen Beobachtungen, von ihrem Wortwitz, von dem überbordenden Optimismus, mit dem sie uns immer ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Danke, Verena, dass wir hier dein erstes Kapitel als Leseprobe vorstellen dürfen.
Frau sein: Vom Glück, in die Jahre zu kommen oder Der bessere Weg: verzichten auf den Verzicht
Ich sehe das so: Mein Körper – mittelgroß, mittel- schwer, mittelattraktiv – ist eine Wundertüte. Und das seit mittlerweile 49 Jahren. Nicht mehr lang also, dann feiern wir goldene Hochzeit. Eine Zweckverbindung – wir können nun mal nicht ohne einander leben –, aber liebevoller denn je. Das ist eine schlechte Nachricht für die Entwickler von Zehn-Kilo-in-drei-Tagen-Apps, und es disqualifiziert mich auch für Hard-core-Fasten. Mir selbst könnte es nicht besser damit gehen. Meine angejahrten 68 Durchschnittskilo präsentieren mir alle paar Jahre etwas Neues, und sie speichern ihre ganz eigenen Erinnerungen. Ich kann noch immer nachempfinden, wie sich Wachstumsschmerzen anfühlten – dabei sind die schon über dreißig Jahre her. Und ich werde nie vergessen, wie ich vor Jahren an einem Gepäckband am Flughafen stand, während einer beruflichen Reise, und plötzlich die ersten Bewegungen meines ersten Kindes spürte. Diffus noch, als stiegen zarte Luftbläschen aus einer Sprudelflasche auf. Auch wenn das Kind von damals längst ein Teenager-Mädchen ist, das zwischen Wohn- und Kinder-zimmer Smartphone-Nachrichten verschickt und so gut wie jede meiner Bemerkungen mit einem ironischen »Nice!« kommentiert. Älter werden ist nichts als ein weiteres Glied in dieser Kette von Körpererfahrungen: öfter mal was Neues. Auch wenn das nicht immer nur schön ist. Seit Jahren habe ich meine Hüftknochen nicht mehr gesehen, ich hoffe, es geht ihnen gut. Das kann einen schon melancholisch stimmen. Aber auch nicht sehr.
Buchtipp 2019: Herzlich willkommen, Nasenfalte!
Letzte Woche war wieder so ein Moment, vor dem Badezimmerspiegel im Büro. Plötzlich bemerkte ich, dass etwas anders war in meinem Gesicht. Dass die Haut unter meiner Nase eine Querfalte warf, wenn ich lächelte. Die war da vorher nicht. Abends demonstrierte ich meine Neuerwerbung zu Hause, und mein Mann war amüsiert: »Schau lieber zu Hause in den Spiegel, der ist schlechter beleuchtet!« Dabei machte die Falte mich eher neugierig: Körper, alter Freund, was hast du noch für Tricks auf Lager?
Ich war mal jünger, dünner und faltenfreier, klar. Das waren wir alle mal. Aber ausgerechnet damals war das anders mit meinem Körper und mir. Ein ewiger Kampf, ein ewiger Krampf. Da blickte ich in den Spiegel, als stünde ich vor dem Türsteher eines hippen Berliner Clubs. Bin ich schön? Mein innerer Berg-hain-Mann rollte ironisch mit den Augen: Ernsthaft? Du glaubst doch nicht, dass ich dich hier reinlasse! Ich dachte damals, ich muss mich nur genügend bemühen, dann geht irgendwann die Tür auf. Und dahinter spielt das wahre Leben. Weil schönere Menschen das Anrecht haben auf größere Gefühle, Leidenschaft, Drama. Weil sie sogar dann besser aussehen, wenn sie am Küchentisch weinen. Aber Beauty ist ein Biest, Schönheit ist relativ. Egal wie man sich bemüht, irgendwo ist immer jemand mit einem strafferen Bauch und längeren Beinen, mit mehr Haar und größeren Augen. Daneben ich. Hübscher Mund, hässliche Füße. So weit, so normal. Keine Frau, die Blicke auf sich zieht, wenn sie den Raum betritt. Ein Rennen, das ich nicht gewinnen konnte. Ich musste tatsächlich fast vierzig werden oder sogar ein bisschen drüber, um zu begreifen: Es war eine gigantische Verschwendung. Ich hatte vergeblich versucht, mich fremden Bildern anzupassen.
Was nicht passt, wird passend gemacht – auch Körperbilder
Je älter ich werde, desto mehr mache ich mir die Bilder passend. Das ist eine große Freiheit, so als hätte ich einmal in einem muffigen Raum alle Fenster geöffnet. Ich lasse meine Haare an der Luft trocknen und gehe nur noch zum Laufen, Nordic Walking und Co, wenn ich Lust habe. Mein Schminktäschchen habe ich behalten. Aber das angestrengte Schaulaufen anderer betrachte ich seither, wie ich manchmal Model-Castingshows verfolge: als seltsames Spiel, bei dem ich weder mitspielen muss noch will. Weil ich – und wir alle doch! – in vier Jahrzehnten Leben so viel angesammelt haben, was uns definiert und bedeutend haltbarer ist als ein glatter Oberschenkel. Egal ob berufliche Erfahrung und Selbsterkenntnis oder Familie und die Fähigkeit, einen Hausbau zu überleben, ohne es sich mit sämtlichen Handwerkern zu verderben. Oder eine beliebige Kombination aus alldem.
Letztlich sind wir doch alle gleich, egal welches Los uns die Gen-Lotterie zuteilt, ob wir eher früher oder eher später die Nase vorn haben: Wir enden als alte Frauen, mit dünnem Haar und hängender Haut. Irgendwann ist die längste Partynacht vorbei und der Club zu. Wäre es nicht schön, wenn wir dann in der Morgensonne lachend am Kantstein sitzen, Nasenfalten vergleichen und so richtig einen losmachen? Platz dafür ist ja genug. Und Älterwerden in erster Linie eins: eine große Freiheit.
Und hier geht es weiter! Verenas, äh, Jannas Buch ist im Buchhandel erhältlich. Alle wichtigen Angaben zu unserem Buchtipp 2019:
256 Seiten, Softcover
Format: 13,5 Å~ 21 cm
€ 12,95 (D) / € 13,40 (A)
ISBN: 978-3-95910-225-4
Verlag Eden Books!