Comeback der Taille: Mach dich dünne!

Jahrelang war der Po das neue Dekolletée und die Hüfte die neue Taille. Jetzt ist die Körpermitte wieder in – bei Hosen, Röcken und Kleidern. Verena gefällt das so gut, dass sie ihrer Taille einen Liebesbrief geschrieben hat – und ein Entschuldigungsschreiben.

Liebe Taille,

ach was: du hier? Das ist ja eine gelungene Überraschung, nach all den Jahren! Lass dich mal umarmen. Gut siehst du aus, kaum älter geworden. So unter uns, das kann man nicht von all deinen Mit-Körperteilen behaupten. Aber du kannst dich wirklich blicken lassen.

Also, natürlich weiß ich, dass du nie wirklich weg warst. Bis auf die Zeiten meines Lebens, in denen du wachsenden Babys Platz machen musstest, aber diese Zeiten sind ja nun auch schon lange vorbei, und du hast dich auch jedesmal treu neu modelliert hinterher. Nur die Mode, die war wirklich nicht nett zu dir in den letzten 15 Jahren. Oder ist es noch länger her? Aber jetzt ist es endlich offiziell: dein Comeback, das Comeback der Taille!

Ich fürchte, ich habe dich ganz schön vernachlässigt in all dieser Zeit. Diese ewigen Hüfthosen, obwohl ich damals mal geschworen habe: Nichts für mich, meine breiteste Stelle muss ich nicht auch noch betonen! Nicht, dass ich ein Problem mit meinen Kurven hätte – aber irgendwie fehlt das optische Gleichgewicht, wenn man nur die konvexen sieht, und nicht die konkaven Rundungen. Also die, die schmeichelnd nach innen weisen, statt sich voluminös nach außen zu wölben. Davon gibt’s ja tendenziell weniger bei Frauen über 40.

Comback der Taille

Wiedersehen macht Freude: Verena in High-waist-Pants (c) Verena Carl

Comeback der Taille: schmale Mitte statt dickes Ende

Und dann bin ich doch schwach geworden. Einfach, weil das Auge sich irgendwann an andere Proportionen, andere Definitionen von Coolness gewöhnt, und weil Geschmack ein Herdentier ist, selbst wenn man nicht mehr jeden Quatsch mitmachen muss wie mit 20. Liebe Taille, ich gestehe: Diese A-Linie-Oberteile über schmalem Untenrum, dieser ganze Tunikawahn, das alles habe ich wider besseres Wissen mitgemacht. Das hat dich völlig zu unrecht versteckt. Und was haben all diese falschen Freunde in meinem Kleiderschrank für mich getan? Nichts. Na ja, fast nichts, mal will ja nicht so sein, man hat sich ja mal gern gehabt.

Aber das ist jetzt vorbei. Denn seit ein, zwei Saisons ist es endlich da: dein lang erwartetes Comeback. Als ich mir letzten Sommer einen Rock kaufte, der weit oberhalb des Bauchnabels endete (nein, nicht der Saum, der Bund!), da war das Gefühl noch ungewohnt. Ist schließlich lange her, dass du so direkten Kontakt mit Anfang oder Ende eines Kleidungsstückes hattest. Aber als ich neulich bei einer khakifarbenen Pants mit Bindegürtel schwach wurde – siehe oben – , da hatte ich mich schon fast wieder daran gewöhnt. Man nennt sie übrigens ganz modisch High-Waist-Hose – aber ich mag deinen französischen Namen lieber, ma chère. Und dann ist da ja auch noch dein alter, bester Freund: Dieser schwarze, breite Ledergürtel, der dich ins Rampenlicht setzt, wenn ich eine bestimmte Art von Kleid trage. Also, ich freue mich, dass ihr wieder zusammen seid, meine Klamotten, du und der Gürtel!

Eines verspreche ich dir: Ich werde dich so schnell nicht wieder vergessen. Denn wir zwei, wir ergänzen uns super: Du machst mich dünne, und ich setze dich in Szene. Deal?

In vorfreudiger Erwartung: deine Verena

 

 

 

 

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