Berufsunfähigkeit: Betrifft mich doch nicht, oder? Werbung

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Berufsunfähigkeit, das klingt abstrakt. Als ich anfing, im Verlag mit dem Schreiben meinen Unterhalt zu verdienen, schloss ich eine Versicherung ab, das Presseversorgungswerk. Damit war auch vertraglich geregelt, dass ich Geld bekomme, wenn irgendwann einmal nicht mehr arbeiten kann. Wie gesagt, die Berufsunfähigkeitsversicherung gehörte damals in den Vertrag, der gleichzeitig auch eine Rentenversicherung ist. Ich unterschrieb und zahle brav seitdem meine Beiträge.

Auch als ich mich selbstständig machte, ließ ich den Vertrag weiterlaufen. Damals gab es die Option  zu kündigen. Ich tat es nicht, weil das Presseversorgungswerk in erster Linie auch meine Zusatzrente bedeutet. Die BU, so lautet die Kurzform für  die Berufsunfähigkeitsversicherung, war gefühlt nur Beiwerk. Und dann kam der eine Tag im letzten Jahr, als ich mit extrem hohen Entzündungswerten in die Klinik kam. Vom Hausarzt bis in die Notaufnahme vergingen nur wenige Stunden, aber die hatten es in sich. Ich wusste, dass etwas mit mir nicht stimmte. Aber ich wusste nicht, wie sehr. Als dann die Diagnose kam, war klar: Diese Nummer dauert länger, und es steht noch eine große Operation an. Zum Glück habe ich immer ein finanzielles Polster, um mir über die nächsten Monate keine Gedanken machen zu müssen.

Schmerzen Krankheit Berufsunfähigkeit

Schmerztherapeuten benutzen diese Skala, um den Zustand des Patienten und die Wirkung der Medikamente besser einschätzen zu können.

Aber, es war eben nur eine Rechnung, die für die nächsten folgenden Monate galt. Ich war krank, und in Wirklichkeit wusste ich nicht, wie es langfristig weitergeht. Schlapp und mit starken Schmerzen kam ich nach fünf Tagen, in denen ich starke Antibiotika bekam, wieder nach Hause. Ein paar Wochen später erst sollte ich operiert werden, damit die Entzündung zurückgehen konnte, bevor das kaputte Stück Darm entfernt wird. Der Bauch tat weh, ich wusste nicht, was ich essen sollte, und machte mir zunehmend Sorgen um meine Zukunft. Was ist, wenn ich nach der OP nicht mehr so funktioniere, wie ich es von mir kenne?

Berufsunfähigkeit: Existenzielle Fragen

Ich fräste mich vor dem nächsten Krankenhausaufenthalt hektisch durch all meine Unterlagen, suchte Rentenbescheide, schaute nach, wie wenig Erwerbsminderungsrente  ich bekommen würde, wenn die Operation und meine Genesung nicht gut verlaufen würden. Natürlich ist man in Deutschland irgendwie immer ziemlich abgesichert. Aber wer krankheitsbedingt nicht mehr arbeiten kann, lebt mit einem erhöhten Armutsrisiko. Diese Gedanken kreisten durch meinen Kopf. Die Rente, die ich zu dem Zeitpunkt bekommen hätte, wäre mager ausgefallen. Ich hätte mein komplettes Leben ändern müssen. Allein meine Miete hätte bis auf 200 Euro alles aufgefressen. Ich war froh, dass ich den zusätzlichen Schutz durch die Berufsunfähigkeitsversicherung gehabt hätte. Mit dem Betrag hätte ich in meiner Wohnung bleiben können.

Langsam wieder gesund werden: Die bessere Option

Diese Zeit hat mich zutiefst verunsichert. Ich hatte Schmerzen, wusste nicht, wann und ob überhaupt es mir wieder besser gehen würde. Nach der großen Bauchoperation hat es viele Monate gedauert, bis ich überhaupt wieder einigermaßen normal leben konnte. Sogar ein halbes Jahr danach fiel es mir schwer, mehr als drei Kilometer zu Fuß am Tag zurückzulegen. Alles passierte so unglaublich langsam. Und immer wieder hatte ich Zweifel. Schaffe ich es irgendwann wieder, auf Termine zu gehen, regelmäßig und in guter Qualität für Hefte oder Onlinemedien zu schreiben und damit meinen Lebensunterhalt zu verdienen?

Reha in Sankt Peter Ording

Ein langer Weg: Erst während der Reha in Sankt Peter-Ording, fast acht Monate nach der Operation, war ich wieder fit genug, um lange Strecken zu gehen.

Die Unsicherheit war das Schlimmste. Ich habe mir generalstabsmäßig Trainings  verordnet. Als ich noch nicht weit laufen konnte, trainierte ich das Schwimmen. Dann ging es irgendwann mit dem Laufen wieder besser, und ich legte meinen Fitnesstracker an. Sieben bis zehn Kilometer bin ich jeden Tag spazieren gegangen, um mich langsam wieder fit zu bekommen. Und erst während meiner Reha in Sankt Peter-Ording fühlte ich mich wieder stärker. Jetzt elf Monate nach meiner Bauch-OP geht fast alles so gut wie vor der Entzündung. Ich habe mir meine Yogamatte zurückerobert. Letztes Wochenende bin ich sogar wieder Trampolin gesprungen. Vorsichtig noch, aber es ging. Und seitdem weiß ich: Noch brauche ich diese Zusatzversicherung nicht. Und das ist auch richtig gut so.

 

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