Shopping über 40: von Online-Überraschungen und Nie-wieder-Sünden

Shoppen und dabei vor Glück schreien? Das kennen auch wir drei. Aber unsere Einkaufs-Styles sind total unterschiedlich: Verena schwört auf analoge Beratung, Silke auf Live-Scouting und online-Feintuning, und Esther lässt sich selbst Geschenke schicken. Dazu haben wir uns gegenseitig interviewt.

Verena: Was Shopping angeht bin ich total analog, vor allem bei Klamotten. Was ich von euch so mitbekomme, seid ihr da sehr viel mehr online unterwegs….

Silke: Ja! Vor allem weil ich es hasse, wenn ich in einem Laden gehe und dort fast automatisch in der Fett-ist-nett-Ecke lande, bei den Riesenzelten. Als gäbe es in Größe 46 sonst nichts. Stattdessen hängen dort diese Elfengewänder in Größe 34 bis 38, die zierliche Verkäuferin schaut mich kritisch an und sagt: Ich weiß nicht, ob wir in Ihrer Größe was haben. Unangenehm. Online weiß ich, wo ich schöne Sachen finde. Zum Beispiel bei Boden….

Esther: ….da kauf ich auch viel…

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Silkes liebster Shoppingbegleiter ist das Smartphone (c) Pixabay

Silke: Oder bei Qiero, das ist eine Schwestermarke von Jakoo, einem Kindersachenversender, deshalb kennen das vor allem Mütter. Die Sachen sind teilweise sehr schön, teilweise auch schräg. Neulich erst habe ich dort ein Kleid bestellt, am Bildschirm superschick, aber dann packte ich ein merkwürdiges, zeltartiges Gewand aus. Ich weiß nicht, ob es Menschen gibt, die so eine Figur haben, aber ich hoffe nicht.

Shopping über 40 –  endlich wissen wir, was wir wollen. Und wo wir es finden.

Verena: Oh, wie schön: wir sind alle Boden-Girls! Das ist aber auch fast die einzige Marke, die ich online kaufe. Ansonsten bin ich da sehr speziell. Ich kaufe vielleicht Chucks im Netz, da weiß ich welche Größe ich habe, da kann man nichts falsch machen. Oberteile und Kleider gehen auch, manchmal. Aber ich würde nie Schuhe außer Sneakers online kaufen, und auch niemals Hosen. Weil ich diese Arie mit der Rücksendung so stressig finde, und dann liegt das Fehlkaufteil ewig bei mir rum und hängt drei Jahre ungetragen im Schrank. Ich wohne allerdings auch nah an der Quelle, in meinen Stadtteil gibt es ja alles, sowohl große Ketten als auch lustige Boutiquen.

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Shopping? Lieber live, findet Verena (c) pixabay

Silke: Und da findest du immer was?

Verena: Ich glaube, wenn ich einfach gucken und probieren und anfassen kann, dann komme ich eher auf Ideen, als wenn ich online gezielt immer wieder ähnliche Klamotten suche wie die, die ich schon habe. Neulich bin ich mal in einen Laden reingegangen, nur um endlich mal ein Onepiece anzuziehen, obwohl ich genau wusste, das steht mir nicht, dazu bin ich zu klein und zu breit. Aber einfach mal ausprobieren, vor dem Spiegel lachen und wieder rausmarschieren – das war es wert.

Esther: Ich finde das Rückschicken nicht problematisch. In meiner Nachbarschaft ist eine Paketstation, ich muss mich nicht mit bekloppten Öffnungszeiten rumschlagen, und das ist sehr viel zeitsparender. Ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt wirklich in der Innenstadt einen Einkaufsbummel gemacht habe, ganz klassisch.

Silke: Bestellst du dann auch mehrere Sachen zum Anprobieren, in mehreren Größen?

Esther: Nein, eher gezielt. Aber ich war von Anfang an online-Bestellerin, schon in der Internet-Frühzeit. Vor elf Jahren habe ich zum Beispiel meinen großen Kühlschrank online bestellt, und hab da viel Geld gespart. Auch das Thema Preisvergleich ist ja nicht unwichtig.

Online oder analog? Zum Shoppen am besten eine schlaue Kombi!

Silke: Ich mag die Kombination aus Netz und analog. Zum Beispiel, dass ich Schuhe anprobiere, und wenn mir dann die Farbe nicht gefällt, suche ich im Netz, ob ich das gleiche Modell von der gleichen Marke in einem anderen Ton bekomme. Dann muss man sich nicht mit der zweiten Wahl zufrieden geben.

Verena: Also, mir fehlt ja beim Bildschirmkaufen das Shopping-Erlebnis. Dieses Gefühl, sich etwas Gutes zu tun, oder anderen. Sich verwöhnen zu lassen. Neulich war ich mit meinem Mann bei so einem klassischen Herrenausstatter in München, da gab es einen Sofa und einen Wasserspender, die Verkäuferin erklärte, wo die Baumwolle für die hochwertigen Schlafanzüge herkommt, und zum Schluss packten mehrere junge Männer an der Kasse die Teile in Seidenpapier. Das hat was. Genau wie in den USA, wenn man ein simples T-Shirt bei Banana Republic kauft und das in knisterndem Papier entgegen nimmt, obwohl das zugegebenermaßen total unökologisch ist. Aber trotzdem kommt man raus und fühlt sich, als hätte man die It-Bag am Arm hängen.

Esther: Also, meine letzte Shopping-Experience hat mich voll ernüchtert. Ich steh an der Kasse bei einer großen Mode-Kette, da fragte mich Verkäuferin: Tüte? Oder eher so: TÜDDEEE? Ich sag: nee, ich hab einen Beutel dabei. Daraufhin schmeißt sie mir die Klamotten dort rein, als hätte sie radioaktives Material zwischen den Händen. Das Gegenteil von Selbst-Verwöhnen. Um so schöner war’s neulich, als im Sale online eine Tasche von Tory Burch gekauft habe. Die habe ich mir einfach als Geschenk verpacken lassen und mir selbst ein total aufwändiges Präsent geschickt.

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Online-Prozente? Da kann Esther nicht widerstehen (c) Pixabay

Verena: Ich war früher total ungern live shoppen. Ich hab mich immer geschämt, dachte mir, nee, in deiner Größe, das ist ja peinlich, was sollen die Verkäuferinnen denken. Irgendwann sagt eine mal: Übrigens, du bist voll fett, das weißte schon, ne? Was für eine absurde Vorstellung. Heute bin ich viel selbstbewusster als mit Mitte 20, obwohl ich mittlerweile stramm auf Kleidergröße 42 zugehe. Ich sehe das jetzt so: Die Verkäuferinnen sind nicht meine Feindinnen, sondern meine Verbündeten. Deshalb nehme ich auch Beratung heute gerne an, weil ich denke: Dann stell dich doch mal der Herausforderung, mich echt gut anzuziehen, auch wenn ich keine Top-Figur habe. Und oft kommen sie dann mit Sachen um die Ecke, auf die ich von selbst nicht gekommen wäre. Oder sie erklären mir, wie man etwas stylt, welche Schuhe man dazu trägt, wie man den T-Shirt-Zipfel gekonnt in die Hose steckt. Im Netz hast du das nicht, höchstens den Hinweis: Kunden, die das hier kauften, kauften auch das da.

Silke: Das stimmt schon. Online lande ich originellerweise immer wieder bei schwarz oder dunkelblau. Es ist nett, mal beraten zu werden. Aber ich wohne halt auch am Stadtrand, da muss ich mich immer auch noch zur Anfahrt überwinden. Übrigens, mir ging es früher ähnlich wie dir, Verena, ich hab mich beim Klamottenkauf immer geschämt. Mittlerweile weiß ich, was mir steht, was ich tragen kann, und im Moment ist Mode generell ganz schmeichelhaft. Bauchfrei getragen hab ich eh noch nie.

Esther: Ich auch nicht! Verena?

Verena: In den späten Neunzigern ja. Da hatte ich ständig Liebeskummer und war deshalb erfreulicherweise etwas dünner, da war das vertretbar. Aber habt ihr schon gesehen, was jetzt aus dieser Zeit schreckliches wiederkommt? Diese Plateauturnschuhe! Wegen denen habe ich bis heute eine Narbe am Knie. Weil ich so um die Jahrtausendwende mit 20-Zentimeter-Heels so blöd hingefallen bin, dass ich mir eine Platzwunde zuzog. Damals war ich Redakteurin bei Fit for Fun, und als ich nach zweiwöchiger Krankschreibung wiederkam, sagte die Moderedakteurin nur ganz cool zu mir: Solche Schuhe wollen wir an Mädchen über 16 und in Städten über 20.000 Einwohner nicht mehr sehen. Das habe ich mir gemerkt, das gilt bis heute!

 

Nächste Woche lest ihr im Blog: Welche Modesünden Verena, Silke und Esther noch zu beichten haben – und ob sich mit über 40 ihr persönlicher Stil geändert hat.

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