Zirrrrr – auf dem Finger meiner Tochter kreiselt ein Stück Plastik. Ein “Fidget Spinner”. Letzte Woche wollte die junge Dame unbedingt und ganz dringend ins Einkaufszentrum. In ein großes, mit vielen Spielzeugläden. Die Spardose wurde vorher geleert. “Ich kauf mir so einen Fitschen Spinner.” Äh – einen was?
Nur wenige Tage später kommt der Sohn aus dem Schullandheim zurück, und ich bin mehr als aufgeklärt. Innerhalb von kürzester Zeit gibt es einen neuen Hype, und sämtliche Grundschulkinder Deutschlands fahren auf diese kleinen Plastikteile ab. Mit Sicherheit auch viele Teenies und Kindergartenkinder. Wikipedia klärt auf: “Fidget Spinner (von englisch fidget für Unruhe/Zappelphilipp und to spin für wirbeln/kreiseln, im Deutschen auch Handkreisel genannt, ist ein Spielzeug, das es in verschiedenen Bauformen gibt. In der Mitte befindet sich ein Kugellager. Die äußeren Flügel werden mit Gewichten versehen; diese können ebenfalls aus Kugellagern bestehen.”
Das Trendspielzeug Fidget Spinner sollten unruhige Kinder ablenken und beruhigen
Die ursprüngliche Idee für dieses Spielzeug, das beruhigende Wirkung haben soll, hatte die Amerikanerin Catherine Hettinger. Das Spielen mit dem Kreisel sollte gleichzeitig die Nerven beruhigen und Spaß machen. Die Erfinderin selbst allerdings konnte das Patent nicht mehr finanzieren. Und nun wird ihre Idee von großen Spielzeugherstellern umgesetzt, Catherine Hettinger bekommt keinen Cent der Einnahmen, freut sich aber trotzdem über den Erfolg, wie sie in der Presse erklärt.
Die Dinger sollen also gut für die Nerven sein. Komischerweise bin ich ziemlich überzeugt davon, dass sie zur Zeit bei vielen Eltern eher das Gegenteil bewirken. Kinder wollen die Dinger. Brauchen sie. Nörgeln rum und geben Taschengeld für diese Plastikteile aus. So ähnlich, wie ich nie wirklich verstanden habe, wie so ein Jo-jo funktioniert, so habe ich auch die Spinner nicht verstanden. “Damit gehen Kunststücke”, erklärt der Nachwuchs. Alle in der Klasse haben so einen. Oder mehrere. Gibt es auch in Gold und in Glitzer. Ich nehme das Ding hoch, halte es zwischen Daumen und Zeigefinger und stupse die Flügel an. Zirrrrr. Hm. Die Flügel drehen sich. Und? Das mit dem Wechsel der Hand kriege ich auch hin. Aber so richtig aufregend finde ich es nicht. Aber irgendwie erinnert mich das Geräusch an etwas …
Fidget Spinner – für Kinder und Teens der Renner – für 40-somethings gibt es etwas besseres
Das Töchterchen berichtet, dass die Dinger in der Schule auch im Unterricht erlaubt sind. “Unsere Mathelehrerin hat auch einen. Wir haben so lange Zeit für eine Aufgabe, wie der Spinner sich dreht.” Nun gut. Mittlerweile hat die Welle also ganz Deutschland im Griff, und das Kreiseln grassiert. Auch Unkenrufe werden laut. Es bestehe durchaus eine Verletzungsgefahr und bei der sehr billig hergestellten Variante könnten sich Teile lösen. Für Kleinkinder sind die Fidget Spinner auch nicht geeignet. Vor allem aber, so schimpft eine Bekannte, lenken die Dinger doch Kinder eher ab. Und entsteht nicht auch ein Gruppendruck und Kaufzwang?
Sicher ist ein wenig Vorsicht angebracht, vor allem wenn noch sehr junge Geschwister im Haushalt sind. Vermutlich ist der Hype auch bald wieder vorbei. Also ich selbst finde sie einfach – etwas fade. Da waren die elastischen Loom-Bänder (braucht noch jemand welche? In den Kinderzimmer liegen gefühlt noch ein paar Tausende herum … ) besser. Spannender, weil die Kleinen damit kreativ sein konnten. Beruhigen sollten die nicht. Und wenn ich ehrlich bin, zweifele ich an der therapeutischen Wirkung ein wenig.
Für Erwachsene gibt es auch so etwas das kreiselt und sehr meditativ ist. Rauf und runter lässt sich das Gewinde drehen. Herrlich. Ich spiele total gern damit herum. Mit dem Korkenzieher! Dieses entspannte Geräusch. Zirrrrrr. Darauf dann ein Glas Rotwein – auch gut für die Nerven!