Rauchstopp mit Hypnose: Ist das einen Versuch wert?

Könnte mir Hypnose bei einem Rauchstopp helfen? Im Laufe meines 35-jährigen Raucherlebens habe ich schon alles Mögliche probiert. Dieses Mal möchte ich es mit Hypnose versuchen. Es klingt so schön einfach! Ich setze mich gemütlich auf einen Stuhl, lausche den Worten eines Hypnotiseurs  und höre einfach auf. Ist es wirklich so?

Die Carlo Faraday Methode klingt gut. Die Webseite macht einen sehr ordentlichen Eindruck. Alles sieht seriös aus. Also melde ich mich an. An einen knallheißen Tag im Sommer radele ich einmal quer durch die Stadt in das Hotel im Stadtteil Wandsbek in Hamburg. Eine typische Mittelklasseunterkunft  mit freundlichem Personal. Gäste, die hier übernachten, sind in der Regel beruflich unterwegs. Draußen vor dem Eingang steht eine Sitzgelegenheit und ein riesig großer Aschenbecher. Ich rauche, als gäbe es kein Morgen.

Und so sehr ich endlich von den teuren Glimmstängel loskommen möchte, so sehr beunruhigt es mich auch: Zigaretten waren so viele Jahre immer etwas zum Festhalten. Jetzt reicht es aber. Ich mache mir auch Sorgen um meine Gesundheit. Bei meiner Reha in Sankt Peter-Ording waren viele Leute mit der chronischen Lungenerkrankung COPD. Sie schleppten oder fuhren mit ihren Sauerstoffgeräten herum. Und einige von ihnen traf ich sogar in der Raucherbude vor der Klinik. So will ich nicht werden. Deshalb starte ich den Versuch Rauchstopp mit Hypnose. Nils Reineking aus Bremen ist so etwas wie der Chefhypnotiseur. Seit 1998 leitet er das Carlo Faraday  Institut in Deutschland. Gemeinsam mit mir sitzen ungefähr 15 andere Teilnehmer, die das Rauchen endlich sein lassen wollen, in dem schmucklosen Seminarraum. Zwei gestylte ungefähr 20-jährige Mädels sind dabei, aber auch der vielleicht 60-jährige Arbeitertyp: alle wollen aufhören.

Rauchstopp mit Hypnose: keine Showveranstaltung

Nils Reineking erzählt, warum seine Hypnose keine Showhypnose ist. “Jeder hier im Raum ist stets und ständig während der Hypnose ansprechbar!”, erklärt er. Angst, dass komische Sachen passieren, bei denen wir willenlos in peinliche Situation gebracht werden, brauchen wir nicht zu haben. Angenehme unaufgeregt erklärt er uns den Unterschied zur Showhypnose. Wir erfahren etwas über die psychische Kopplung von Gewohnheiten mit der Sucht. All das ist noch das Vorgespräch. Oder vielleicht doch nicht? Auf jeden Fall werden wir alle darauf eingestimmt, dass die Sucht blöd ist, und wir auch ohne zu rauchen unseren Stress in den Griff bekommen.

Nils Reineking leitet das Carlo Faraday Institut

Nur reden, nicht rauchen: Das ist die Devise von Nils Reineking, der das Carlo Faraday Institut leitet ©Paul Schirnhofer

Entspannung und Neuprogrammierung

Dann geht es los. Wir schließen unsere Augen, und Reinking spricht eigentlich genauso weiter, wie er es vorher auch getan hat. Tatsächlich aber kann ich jetzt im Nachhinein gar nicht mehr genau den Inhalt zitieren. Ich weiß zwar, dass ich jederzeit ansprechbar war, aber irgendwie rauschten die Formeln und Sätze gemütlich in meinen Kopf. Gefühlt waren es nur sehr wenige Minuten. Am Ende dauerte die ganze Sitzung aber doch etwas mehr als eine Stunde. Meine letzten Zigaretten hatte ich bereits vor der Hypnose weggeworfen. Ich bedanke mich freundlich bei Niels Reineking, setze mich auf mein Fahrrad und radele wieder nach Hause. Komisch! Ich habe gar keinen Schmachter nach Zigaretten.

Fazit nach etwas mehr als vier Wochen

Mein Rauchstopp mit Hypnose ist jetzt genau einen Monat, zehn Tage und 17 Stunden her. Das weiß ich so genau, weil ich die App Rauchfrei lite benutze. Damit kann ich sehen, wie viel Zeit vergangen ist, wie viele Zigaretten ich nicht geraucht habe, und wie viel Geld ich gespart habe. Für mich ist das wichtig, denn es motiviert mich weiter stark zu bleiben. Denn einfach so aus dem Kopf ist das Rauchverlangen nicht. Ich habe von Bekannten gehört, die nach der Hypnose gar keinen Gedanken mehr ans Rauchen verschwendet haben. Die keinen Schmachter haben, auch nicht wenn sie mal ein Glas Wein trinken. Bei mir ist es etwas anders.

Ich hätte sogar zwei kleine „Zwischenfälle“. Da habe ich wieder geraucht.Und nicht zu knapp. Am nächsten Tag war mich wieder klar: Ich will das nicht mehr! Bis auf diese zwei kleinen Ausrutscher, bei denen ich allerdings auch Wein getrunken habe, fällt es mir ziemlich leicht, clean zu bleiben. Um gar nicht wieder gefährdet zu sein, habe ich den Alkohol jetzt auch gestrichen. Wenn ich mal ein Glas Wein trinke, dann nur in Begleitung von absoluten Nichtrauchern. Betreutes Trinken nenne ich das. Ich rauche nicht mehr und trinke deutlich weniger. Für mich ist der Rauchstopp mit Hypnose also ein voller Erfolg!

Mehr Infos:

Kosten: 159 Euro für eine Gruppensitzung. Veranstalter: Nils Reineking für das Carlo Faraday Institut.

 

2 Replies to “Rauchstopp mit Hypnose: Ist das einen Versuch wert?”

  1. Grit

    Liebe Esther, ich wünsche Dir weiterhin gutes Durchhalten beim NICHT-Rauchen, es lohnt sich auf jeden Fall. Und ich finde es beachtlich, wie relativ leicht es Dir, dank der Hypnose, fällt.

    Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es mit dem Aufhören ist … habe über 15 Jahre gerne und leider viel zuviel geraucht. Meine Chance war meine 2. Schwangerschaft mit 32 Jahren und es ist mir verdammt schwergefallen. Nach der Schwangerschaft war das größte Problem ebenfalls das gesellige Glas Wein und über viele, viele Jahre gab es immer wieder Situationen der Versuchung, denen ich erfolgreich wiederstanden habe. Ich kann Dir versprechen, dass es sich lohnt Nichtraucher zu bleiben … der Geschmacks- und Geruchssinn verbessert sich erheblich, ich kann meinem Bus ohne Atemnot wieder hinterher laufen, die Klamotten stinken nicht …

    Heute, gut 17 Jahre später, kann ich sagen, dass ich mega stolz auf mich bin und es stört mich überhaupt nicht mehr. In diesem Sinne … eine gute rauchfreie Zeit.

    Liebe Grüße
    Grit

    Antwort
    • Esther Langmaack Author des Beitrags

      Liebe Grit,
      ganz lieben Dank für deinen Kommentar! Der hilft mir zusätzlich. Denn irgendwie will man ja, dass der Rauchstopp “von allein” passiert und gelingt ganz ohne Anstrengung und starken Willen. Klappt ja leider nicht, wie wir alle wissen. Deshalb gefällt mir dein Kommentar so sehr. Wir Ex-Raucher müssen einfach zwischendurch, wenn der Schmachter kommt, immer mal wieder stark sein. Und da ich weiß, dass ich spätestens beim zweiten Glas Wein echt gefährdet bin, lasse ich es einfach sein.

      Heute ist es schon 1 Monat, 13 Tage und 14 Stunden her, dass ich aufgehört habe. Gespart habe ich 468 Euro. Das sind 1338 Zigaretten. Irre, oder? Falls ich mal wieder schwach werden sollte, lese ich jetzt einfach noch mal deinen Kommentar! Danke dir! Liebe Grüße, Esther
      n

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