Tschüß Fasching: Ich war so gern kreativ mit dir

Ein ganz kleine Träne kullerte heute. Doch echt. Es ist das erste Mal, dass ich kein Kind zur Schule oder in den Kindergarten begleitet habe. “Och nö, du musst nicht mit.” Kein selbstgemachtes Kostüm, kein Mitfreuen am Glück der Kinder, die sich in ihrer Verkleidung wunderschön finden. In diesem Jahr habe ich einen sehr eleganten Bodyguard im Anzug verabschiedet, der allein mit dem Rad in die Grundschule fuhr. Und einen weiblichen Harry Potter mit gekauftem Umhang.

Acht Jahre lang war der Fasching ein Höhepunkt des Jahres

Fasching war jedes Jahr ein Fest auf das ich mich gemeinsam mit den Kindern gefreut habe. Und das als Nordlicht. Meine Begeisterung für das Verkleidungsfest fing früh an. Mein Vater bastelte für mich als Kindergartenkind witzige Kostüme. Damals, bei uns im Kinderladen, lieferten sich die Eltern ein wahres Kreativitätsduell. Und da mein Vater Grafik-Designer war und auch Kostümgestaltung studiert hatte, war ich ein glitzernder Sonnenstrahl, eine Ballerina, ein Geist und vieles mehr. Er hatte immer viele Ideen, die Näharbeit lieferte meine Mutter. Meine Eltern selbst gingen auch gern verkleidet auf Feten.

Goldige Römerin in der sechsten Klasse (c) S. Plagge

Goldige Römerin in der sechsten Klasse (c) S. Plagge

Mein eigenes letztes Faschingsfest feierte ich in der sechsten Klasse. Ich war ein Römerin in goldener Tunika. Und fand mich wunderschön. Danach herrschte Flaute. Bis zu einem Faschingslauf mit 16 in der Eishalle. Ich stelle mir ein cooles Außerirdischen-Outfit vor. Meine Mutter stellte sich vor allem ein warmes Kostüm vor, mit dem ich mich nicht erkälte. Damals fand ich das Ergebnis doof, dabei hatte mein Vater wieder fleißig gebastelt. Meine Mutter geschminkt. Aber ich fand mich unförmig, die Frisur doof und überhaupt wurden mir an der Eisbahn die Schuhe gestohlen.

Früh ergraut mit unförmig dickem Pulli - 1986 (c) S. Plagge

Früh ergraut mit unförmig dickem Pulli und etwas mürrischer Miene – 1986 (c) S. Plagge

Das Schönste am Fasching: Kreative Kostümgestaltung für die Kinder

So viele Jahre musste ich warten. Dann endlich durfte ich wieder Fasching feiern. Als Mutter einer Dreijährigen. Das erste Kostüm? Eine Prinzessin. Ich nähte ihr einen kleinen Tüllrock und wir bemalten gemeinsam ein T-Shirt. Eine neue Leidenschaft war geboren. Das Kostüm wanderte in eine legendäre “Verkleidungskiste”. Beide Kinder fanden Verkleiden toll, die Kiste füllte sich mit den Jahren: Pirat, Seiltänzerin, Schmetterling, Ritter, Drache, Eule, Superheld, Elfe Mia, Superheldin, Rockstar, Eiskönigin und Geheimagent waren Kostümwünsche.

Wilder Drache und entzückende Eule (c) S. Plagge

Wilder Drache und entzückende Eule (c) S. Plagge

Ich habe keine Nähmaschine, aber ich habe begeistert überlegt, wie ich die Wünsche umsetzen konnte. Ich kaufte Stoffe, nähte mit der Hand, suchte Ideen im Internet und ließ mir gemeinsam mit den Kindern einfallen, wie Flügel, Rüstung oder Federkleid aussehen sollten. Die Kinder waren eifrig mit dabei, kreierten Superheld-Logos, Wappen, bastelten Schilde, Augenklappen und geheime Koffer. Im Kindergarten hatten viele Kinder Selbstentworfenes. “Das ist so ein mütterlicher Schwanzvergleich”, lästerte eine Mitmutter. Für mich nicht. Ich habe jedes Kostüm gemacht, weil ich das Strahlen meiner Kinder so wunderbar fand. Weil ich nie vergesse, wie die kleine Eiskönigin würdevoll in die Schule schritt, als erste Elsa, denn vor zwei Jahren war so ein Kleid noch nicht in jedem Laden.

Ein Abschied, der schwer fällt

Aber in diesem Jahr wollten sie nicht mehr. Mein Sohn bestand darauf, Jacket und Anzughose anzuziehen, die Tochter hatte sich schon zum Geburtstag einen “echten” Harry-Potter Umhang gewünscht. “Die anderen haben auch alles so schöne gekaufte Kostüme”. Ok. Ist vielleicht auch gut so. Wieder ein kleiner Abschied. Tschüß Fasching, war schön mit dir. Hier oben im Norden ist es eben eher ein Kinderfest. Und meine Kinder werden groß. Gerade deswegen kullerte ja die Träne …

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